In den Osterferien 2010 haben eine Woche Urlaub an der Nordsee verbracht. Die Insel Föhr war unser Ziel, und das nicht zum ersten Mal. Uns hat diese grüne Insel mit den vielen kleinen Dörfern schon immer gut gefallen.
Der erste Föhrurlaub liegt bereits 20 Jahre zurück. Wir studierten und fuhren mit Kommilitonen in einem weißen Golf nach Föhr. Es war auch über die Osterfeiertage. Später fuhren wir allein, auch einmal mit Michaels Eltern. Jedes Mal haben wir auf Föhr in Utersum gewohnt. Utersum liegt am „anderen Ende“ der Insel, ca. 12 km von der Inselhauptstadt Wyk und dem Fähranleger entfernt.
Föhr, eine der nordfriesischen Inseln, liegt mitten im Wattenmeer. Im Sommer 2009 wurde das Wattenmeer in die UNESCO-Weltnaturerbe-Liste aufgenommen. Es lohnt sich, diese einzigartige Landschaft zu erleben. Die Landschaft Wattenmeer: Nicht ganz Meer, nicht wirklich Land. Sie besteht aus Salzwiesen, Dünen, Wattflächen und Sanden. Eine ursprüngliche Landschaft, die durch Wind und Gezeiten ständig neu geformt wird. Kilometerweit kann man bei Ebbe auf dem flachen Meeresboden laufen und so auch nach Amrum gelangen.
Utersum ist ein kleines friesisches Dorf an der Westküste Föhrs gelegen. Utersum hat ca. 500 Einwohner. Es gibt einen Lebensmittelladen, eine Bäckerei, einem Kramladen, ein paar Radverleihe und wenige Restaurants und Cafes und, ganz wichtig, Strand. Dort kann man sich herrlich im Strandkorb entspannen, spazieren gehen und einfach „sein“. Wenn man keine Lust auf Strand hat, kann man ab Utersum Richtung Norden auch auf dem Deich spazieren gehen. In Utersum lebt man zweisprachig. Die Einheimischen sprechen friesisch und deutsch. Das ist bereits am Ortsschild zu erkennen: Dort steht zweisprachig deutsch/friesisch: Utersum/Ödersem.
Auf Föhr gibt es einen Hauptort, Wyk, und eine Menge Inseldörfer. Die vielen kleinen Dörfer sehen sehr romantisch aus. Fast alle Ortsnamen enden auf –um, und diese Endung bedeutet -heim: Alkersum, Borgsum, Utersum, Dunsum, Midlum, Oevenum, Oldsum (mit Toftum und Klintum), Witsum und Wrixum. Dann gibt es noch das Dorf Süderende. Fast hat man den Eindruck, die Zeit sei in den Inseldörfern stehen geblieben. Überall findet man Reetdachhäuser im typisch nordfriesischen Stiel. Neben den Dächern sind besonders die Haustüren erwähnenswert. Meist in weiß, blau, grün gestrichen, geben die Haustüren und Fenster den Häusern ihr charakteristisches Aussehen. Dazu sind überall liebevoll angelegte Gärten mit Steinmauern zu bewundern. Im Frühjahr blühen im Rasen eine Unmenge Zwiebelblumen: Krokusse, Osterglocken, Tulpen und viele Farbtupfer mehr. Mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß kann man die Dörfchen besuchen. Überall findet man gemütliche Teestuben und Cafes. Neben etlichen Teesorten zum Genießen, ist auch der – fast immer selbst gebackene – Kuchen richtig lecker: Sahnige Torten, frische Waffeln oder riesige Windbeutel. Die Inselhauptstadt Wyk, mit ca. 4500 Einwohner, liegt am südöstlichen Ende der fast runden Insel. Hier kann man schoppen, bummeln, aber auch ins Kino gehen, Kultur erleben, ins Museum (Carl-Häberlin-Museum) oder ins Nationalparkzentrum gehen.
Föhr 2010
Nach ca. 5 Stunden Fahrt fängt unser Urlaub an. Auf der ungefähr einstündigen Überfahrt mit einer Fähre der Wyker Dampfschifffahrts-Reederei (WDR) haben wir bereits die ersten Momente der Entspannung genossen. Nach dem Grundeinkauf in Wyk, fuhren wir in unsere Ferienwohnung nach Utersum. Wie von der Vermieterin versprochen, steckte der Schlüssel und wir konnten einziehen. Unsere Wohnung mit Blick auf das Meer, hatte zwei Schlafzimmer, ein kombiniertes Ess-Wohnzimmer mit Küche sowie ein Badezimmer. Genug Platz zum Erholen, Spielen, sich auch mal zurückziehen.
Als Erstes sind wir, wie immer, zum Meer spaziert. Dort sind wir bei Ebbe ein bisschen umher geschlendert und anschließend ins Cafe „Ual Skinne“ (www.ual-skinne.de) gegangen. Ual Skinne ist friesisch und bedeutet “alte Scheune”. Und wirklich ist das Haus ein großes, altes Reetdachhaus mit typisch friesischer Eingangstür, schönen Fenstern und alten Holzbalken. Mehrfach haben wir hier nachmittags Tee getrunken und leckeren Kuchen gegessen. Besonders lecker: Käsekuchen und Windbeutel. Einmal waren wir dort auch abends essen. Köstlich! Eine kleine Speisekarte, frisch zubereitete und leckere Gerichte.
Auch an den folgenden Tagen sind wir lange am Strand spazieren gegangen. Es war zwar recht frisch, aber die Sonne schien fast die gesamte Zeit, sodass wir viel draußen sein konnten und wollten. Einmal erwischte uns ein kurzer Schauer. Ansonsten liefen wir in der Sonne bei leichter Brise an der Wasserkante. Nachmittags besetzen wir regelmäßig einen Strandkorb (über die Osterfeiertage stehen diese anscheinend kostenlos zur Verfügung) und konnten in der Sonne noch etwas schlummern.
Ostermontag sind wir am Strand entlang bis zum Gotingkliff gelaufen, ca. 6 km Hinweg. Auch dort gibt es ein nettes Cafe mit selbst gebackenem Kuchen. Den Heimweg haben wir erstmal zu Fuß angetreten. In Witsum haben wir dann den Bus nach Utersum erwischt.
In Witsum mündet übrigens der einzige Fluss auf Föhr in die Nordsee: Die Godel. Er entspringt in den Salzwiesen.
Dienstag und Mittwoch haben wir Ausflüge mit Leihrädern unternommen. Die Räder waren OK und fuhren gut. Nur die Sättel waren nicht optimal eingestellt, sodass wir leichte Probleme mit dem „Allerwertesten“ hatten.
Dienstag: Runde ca. 20 km: Von Utersum am Deich entlang Richtung Dunsum, über alten Siedlerweg nach Midlum, weiter über Alkersum nach Nieblum. Teilweise hatten wir auf unserem Weg ziemlich frischen Gegenwind. In Nieblum, dem friesischen Musterdorf überhaupt, haben wir eine Pause eingelegt. Dort besichtigten wir die Kirche und den Friedhof anschließend haben lecker Kaffee getrunken in einer Teestube. Dort hatten die Torten fast alle eine Baiser-Haube, sogar der Käsekuchen – ungewöhnlich, aber lecker.
In Nieblum gingen wir, wie immer, auch den den Teeladen. Anschließend fuhren wir mit dem Fahrrad nach Utersum zurück.
Mittwoch: Runde ca. 17 km: Von Utersum fuhren wir geradewegs nach Süderende und schauen uns dort Kirche und Friedhof an. Die friesischen Grabsteine erzählen ganze Geschichten über die Toten. Danach radelten wir weiter über Oldsum zur Lembecksburg. Die Lembecksburg, ein kreisrunder, etwa 10 m hoher Erdwall. Benannt wurde die Burg nach dem Ritter Limbeck.
Bei der Lembecksburg handelt es sich ursprünglich um eine sächsische Burg aus der Wickingerzeit (zwischen 9.-11. Jahrhundert). Scherbenfunde belegen, dass dort bereits vor den Friesen (7. Jhd.) andere Menschen gesiedelt haben. Der Name der Burg soll auf den Ritter Klaus Limbeck zurückgehen. Man kämpfte seinerzeit um die Vorherrschaft: Friesen / Dänen.
Einmal liefen wir über den Archäologischen Hügel und radelten dann weiter nach Borgsum und „heim“ nach Utersum.
Am Donnerstag haben wir eine Shopping-Tour durch Wyk unternommen. Alles in Allem nicht erfolgreich. Gefunden haben wir, außer einem kleinen Tablett leider nichts.
Am Freitag sind wir wieder zum Gotingkliff gelaufen. Beim Spazieren gehen kann man so richtig gut die Seele baumeln lassen und vor sich hin meditieren und erholen. Nach dem obligatorischen Tee- und Kakao trinken ging es wieder zurück. In Utersum haben wir dann noch den Kramladen besucht. Leider gab es dort nicht das, was wir gern erstehen wollten, eine Teeuhr. Dafür haben wir nett mit der zwischenzeitlich über 80jährigen Besitzerin gesprochen. Die Dame ist noch total rüstig, stammt aus Westfalen und fühlt sich an der Nordsee pudelwohl – wir auch, immer wieder.
Samstag fuhren wir wieder nach Münster.
Leider konnten wir nicht mehr ins Museum der Westküste gehen, die Zeit war zu knapp. Das nehmen wir uns fürs nächste Mal vor – ganz sicher. Auch wollen wir das nächste Mal einen Ausflug zu einer Hallig unternehmen. Auch das haben wir dieses Mal nicht geschafft.